SaN-Projekt: ein Schnittstellenprojekt zur ambulanten Notfallversorgung
Hinter dem hessischen SaN-Projekt steckt ein deutschlandweit einzigartiges Modellprojekt zur Notfallversorgung. SaN steht dabei für „Sektorenübergreifende ambulante Notfallversorgung“. Die Reform der ambulanten Notfallversorgung ist eines der zentralen Strukturthemen im deutschen Gesundheitswesen.
Das Problem ist bekannt: Patientinnen und Patienten mit eigentlich weniger schweren Erkrankungen suchen Notfallaufnahmen von Kliniken auf und binden dort Ressourcen, die dringend für die akute Behandlung schwer erkrankter Personen benötigt werden. Andererseits ist über die 112 angefordertes Rettungsdienstpersonal verpflichtet, Patientinnen und Patienten ins Krankenhaus zu bringen, obwohl diese in der ambulanten Versorgung haus- oder fachärztlich betreut werden könnten.
Ziele des Pilotprojektes sind daher die Reduzierung vermeidbarer Einsätze des Rettungsdienstes sowie die Entlastung der Notaufnahmen in Krankenhäusern.
SaN-Projekt: zwei Jahre „Sektorenübergreifende ambulante Notfallversorgung“
Seit Sommer 2022 läuft das SaN-Projekt in den drei Pilotregionen Main-Taunus-Kreis, Main-Kinzig-Kreis und Landkreis Gießen. Bei SaN werden zunächst die angezeigte Versorgungsebene und -dringlichkeit strukturiert ermittelt, wofür das digitale System SmED vorgesehen ist. Über IVENA, mit dem der Rettungsdienst bereits seit Jahren alle Notfälle auf digitalem Weg den Krankenhäusern zuweist, können bei SaN nun auch nicht stationär zu versorgende Patientinnen oder Patienten in Partnerpraxen angemeldet werden. Jede Praxis kann dabei jeweils unmittelbar entscheiden, ob sie die Patientin oder den Patienten gerade auch zur Versorgung annehmen kann. Es besteht also keine Annahmepflicht und ist einmal „Land unter“ im Praxisbetrieb, kann sich die Praxis zudem direkt für bis zu 24 Stunden in IVENA abmelden.
Zwischen Mai 2022 und Mai 2024 nahmen die aktuell 36 Partnerpraxen gut 400 solcher Zuweisungen an. Die fünf häufigsten Beschwerdebilder, die fast die Hälfte aller Fälle ausmachen, waren dabei geschlossene Frakturen der Extremitäten, sonstige internistische Notfälle, Epistaxis, Gesichts-/Kopfverletzungen und nicht traumatische Rückenschmerzen ohne neurologische Ausfälle. Seit November 2023 nehmen auch die ÄBD-Zentralen in den Projektregionen teil und haben seither bereits über 150 Zuweisungen erhalten. Ohne Zweifel, bei den diesen Zahlen ist noch „Luft nach oben“. Eine Ursache ist sicherlich die noch recht geringe Dichte des Partnerpraxis-Netzes, so dass eher das nächste Krankenhaus angesteuert wird, als eine Praxis. Im Mitgliedermagazin Auf den Punkt 4/2023 wurde bereits zur Teilnahme als Partnerpraxis am SaN-Projekt aufgerufen.
Machen Sie mit – die Teilnahme ist freiwillig und für Praxen in den drei Pilotregionen Main-Taunus-Kreis, Main-Kinzig-Kreis und Stadt und Kreis Gießen möglich!
Die Teilnahmeerklärung kann übrigens jederzeit und ohne Angabe von Gründen zurückgenommen werden. Die Voraussetzungen sind zudem niedrigschwellig: eine Partnerpraxis muss vor allem bereit sein, über den IVENA-Alarm (eine kleine in der Praxis zu installierende Anwendung) angemeldete Akutfälle in den Praxisablauf einzubauen. Der Aufwand hierfür wird aktuell mit 15 Euro pro Fall zusätzlich vergütet und ein SaN-Fall kann natürlich als Notfall abgerechnet werden.
Wenn Sie noch mehr über das SaN-Projekt erfahren möchten, empfehlen wir Ihnen unsere Zusammenfassung für Praxen oder schreiben Sie eine E-Mail.
Übrigens: Noch 2024 will die KVH mit ihren Projektpartnern die nächste Stufe des SaN-Projektes starten. Dann werden die Prozesse vom Erstkontakt bis zur Übergabe einer Patientin oder eines Patienten an eine Praxis erstmals durchgängig digitalisiert sein, einschließlich des digitalen Informationsaustauschs zwischen den 112-Leitstellen und der 116117.
Projektbeschreibung des Hessenmodells SaN
SaN-Projektpartner
Kassenärztliche Vereinigung Hessen (KVH)
Hessisches Ministerium für Soziales und Integration (HMSI)
Hessische Krankenhausgesellschaft
Main-Taunus-Kreis
Main-Kinzig-Kreis
Landkreis Gießen
Landesärztekammer Hessen
Hessischer Landkreistag
Hessischer Städtetag
Zentralinstitut für die Kassenärztliche Versorgung in Deutschland (Zi)
Ansprechpartner
Armin Beck
Kassenärztliche Vereinigung Hessen
stellv. Vorstandsvorsitzender
Europa-Allee 90
60486 Frankfurt
Ansprechpartner
Andreas Beierle
Kassenärztliche Vereinigung Hessen
Referent Versorgungsprojekte
Europa-Allee 90
60486 Frankfurt/Main
Tel 069 247416645
pilotprojekt.notfallversorgung(at)kvhessen(.)de